Der Bochumer Ring
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17.00 Uhr
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Karin Moog
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Das Rottstr5Theater in Bochum wurde 2009 gegründet und nahm im September des gleichen Jahres seinen Spielbetrieb auf. 2011 entstand eine zehnteilige Reihe zum Nibelungen-Mythos, der im ersten Teil auf Textcollagen, im zweiten auf Uraufführungen basiert – nicht als durchgängige Erzählung, sondern in Streiflichtern, die anhand von einzelnen Personen und Aspekten die Geschichte auf ihre aktuelle Bedeutung hin befragen. Die stilistische Bandbreite reicht von der düsteren Rockadaption von Richard Wagner in „Hagens Klage“ über eine zeitübergreifende Farce in „Ute, die Gute“ bis zur hochverdichteten Politparabel von „Loges Plan“. Im Rahmen des NRW Theatertreffen 2012 zeigt das Rottstr5Theater eine Auswahl des Zyklus, den der Kritiker Stefan Keim als eines der wichtigsten neuen deutschsprachigen Stücke des Jahres lobte.
Ein Gesamtticket für alle Teile ist für 14 Euro erhältlich an der Theaterkasse Oberhausen oder unter der
Tickethotline 0208/ 85 78-184.
17.00 Uhr Brunhild
Nach Texten von Tor Åge Bringsværd, Hans Dreher, Bull Durham, Bret Easton Ellis, Magdalena Helmig, Frank Herbert, Arne Nobel, Michael Ondaatje, Harald Reinl, Frank Rosenberg, Dan Simmons, David Foster Wallace..
Sehnsucht, Insel, Fühlsucht, Leidenschaft, Liebe, Langeweile, Rausch, Einsamkeit, Klosett, Wein, Defloration, Durst, Hunger, Blut, Reibi, Schmerz, Scherbenherz, Schatten, Spiel, Feuer, Eis, Kampf, Musik, Trugbild, Tränen, Schwur, Schwert, Stein, Speer, Schild, Rüstung, ZNS, Gürtel, Schleier, Tod, Braut, Hochzeit, Hoffnungslosigkeit, Vater, Trauer, Angst, Alptraum, Verrat, Mord, Ehre, Mut, Runen, Panzer, Schiffe, Drachen, Brüste, Festung, Donner, Wind, Sand, Dunkelheit, Licht, Leben, Tod, Du, Ich, Raben, Unheil, Gischt, Gier, Wollust, Tausend, Verletzung, Wunde, Würmer, Spiegel, Verlierer, Meer - das Meer...
REGIE: Arne Nobel
AUSSTATTUNG: Arne Nobel, Jan Zygiel
FASSUNG: Hans Dreher, Arne Nobel
ASSISTENZ: Jan Zygiel
MIT: Magdalena Helmig
DAUER: ca. 60 Minuten
18.20 Uhr Ute, die Gute
Wer spricht von denen, die übrig blieben? Die das Etzel-Gemetzel überlebten? Ute ist noch da. Ute, die Mutter von Kriemhild, von Gunther, Gernot und Giselher. Man weiß nicht viel von ihr, vielleicht noch, dass sie ihrer Tochter damals den berühmten Falken-Traum deutete: „Der valke den du ziuhest, daz ist ein edel man: / In welle got behüeten, du muost ihn schiere vloren hân.” („Der Falke, den du dir ziehst, das ist ein edler Mann: / Wenn Gott ihn nicht behüten wird, wirst du ihn schnell wieder verlieren.”) So viel zu Siegfried. Danach aber ward nicht mehr viel von ihr gehört. Und gesehen schon gar nicht. – Die Uraufführung „Ute, die Gute“ verschafft dieser Mutter aller Könige endlich den großen Auftritt. Starr und stark und scharfzüngig hat Ute (fast) alle überlebt. Im Versteck, in ihrem Bunker in Burgund. Man weiß nicht, wie lange sie dort schon ausharrt. Sie trinkt viel, Burgunderwein, natürlich. Und so könnte es ewig weiter gehen. Wenn nicht der Einmarsch der Hunnen drohte. Die alte Festung Europa steht nicht mehr, Worms, die letzte Bastion des Westens, ist umlagert vom Feind aus dem fernen Osten. Und nicht nur das. Auch in ihrem eigenen Reich will man Ute an die Wäsche. Denn sie hat etwas, das immer noch Begehrlichkeiten weckt: den Gürtel der Brunhild! Deren Gefolgsleute wollen das Allmacht verheißende Kleidungsstück um jeden Preis zurück. Doch nur Ute weiß, wo es sich befindet. Wird sie das Geheimnis mit ins Grab nehmen? Welche Rolle spielt der junge Diener, der Ute nicht von der Seite weicht? Und wie war das eigentlich damals wirklich, als Hagen Ute, nun ja, vor die Füße kotzte? – „Ute, die Gute“ erzählt die nie zuvor gehörte Vorgeschichte allen Übels und das ungeahnte Ende aller Wormser Tage. In einer Nacht im Bunker spielt sich ein skurriles Psychodrama ab, rund um eine Frau, die von den Nibelungen mehr als ein Lied singen kann. Prost!
REGIE: Michael Lippold
BÜHNE, KOSTÜME: Michael Lippold
ASSISTENZ: Lydia Dykier, Michael Schlothane
MIT: Felix Lampert, Karin Moog
DAUER: ca. 90 Minuten
20.10 Uhr Volkers Lied(der Nibelungen) von Werner Streletz
Uraufführung
Gebrochen kommen die drei Sagenfiguren Brünhild, Hagen und Volker an in einer unscharfen Gegenwart. Über ein Jahrtausend ist vergangen, doch die damaligen Erlebnisse der Nibelungen – die vielen Toten, der rote Saft, der von den Schilden tropfe – bleiben für sie wirklicher als jeden Atemzug, den sie in ihrer improvisierten Bleibe tun.
Brünhild, einstige Königin mit der Kraft von zwölf Männern. Einst musste sie sich sorgen „jedes Glas sofort zu zerbrechen / das ich zu kräftig anpacke / jede Hand, die ich zum Gruße drücke / schlichtweg zu zerquetschen“, doch weg ist nun die Götterstärke. Es bleibt nur der Hass auf Siegfried, ihren Verräter.
Hagen, der finstere Recke, längst der Dienste am König entbunden, längst frei der Ritterpflicht, versucht sich weiter als Pläneschmied. Für einen mysteriösen Geschäftsmann will er den Nibelungenhort aus der Donau heben, doch wird er zunehmend von Visionen des von ihm getöteten Rivalen Siegfried heimgesucht. Sind es wirklich Visionen?
Volker, der Spielmann, „auf der Fidel genau so brillant / wie mit dem Schwert“, der froh ist, dass das Schlachten ein Ende hat, seine Musik aber überdauert. Seine Heimat ist Alzey: Ein Ort der Wissens, der Heilung. Des Friedens. Führt für ihn ein Weg dorthin zurück?
Mit seinem ersten Theaterstück, dem finalen Teil der Nibelungen-Reihe des Rottstr5Theaters, zeichnet Bochumer Autor Werner Streletz ein zutiefst menschliches Porträt dreier Sagengestalten, denen die Zeit des Heldentums abhanden gekommen ist.
„Gemeuchelt wir immer / Gewalt zeugt Gewalt / Terror zeugt Terror / Blut säuft Blut /
Eine nach unten hin offene / unheilvolle Spirale.“
REGIE: Hans Dreher
MIT: Andreas Bittl, Martin Bretschneider, Dagny Dewath
DAUER: ca. 90 Minuten
22.00 Uhr Hagens Klage
Der blutrünstige Nordmann mit der Augenklappe betritt die Bühne. Verrat, Mord und Rache erfahren in dieser Figur eine fatalistische Beschleunigung. Doch wer war Hagen von Tronje wirklich? Der ewige Finsterling, der den Götterliebling Siegfried hinterrücks ermordete oder der treue Waffenmeister am Hofe Burgunds, der größeres Unheil vermeiden wollte? Das Rottstr5Theater begibt sich mit der Uraufführung von „Hagens Klage“ auf eine Spurensuche und befördert Ungeheuerliches zutage: Fafnirs Triumph ist der Lindwurm in jedem von uns.
Regisseur Oliver Paolo Thomas inszeniert den Text von Hans Dreher und Carsten Marc Pfeffer als performatives Musikalstück. Fünf Gitarristen setzen die Leitthemen aus Wagners RING in der Bearbeitung von Boris Jakov Babic kraftvoll in Szene. Vom bekannten Ritt der Walküren bis zu „Siegfrieds Hornruf“ stellt die musikalische Neuinterpretation die Erfahrbarkeit des Wagner’schen Œuvres auch ohne die Unmöglichkeit der Oper eindrucksvoll unter Beweis.
„Denn Blut wird zu Tinte allein im Heldentod. Und unsterblich sein im Schlachtgesange, das ist der Nibelungen Not.“
REGIE: Oliver Paolo Thomas
MUSIKALISCHE LEITUNG: Boris Jakov Babic
AUSSTATTUNG: Oliver Paolo Thomas
MITARBEIT AUSSTATTUNG: Charlene Markow
MUSIKER: Boris Jakov Babic (Gitarre), Simon Marius Krämer (Gitarre), Jan Schimmelpfennig (Schlagwerk), Till Knaudt (Bass)
ASSISTENZ: Jan Zygiel, Akbar Paktin
MIT: Felix Lampert, Charlene Markow
DAUER: ca. 60 Minuten
23.20 Uhr Loges Plan
Zu Beginn des „Rheingold“ – dem Vorspiel von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ – ist die Welt bestens geordnet. Unter dem Zeichen von Wotans Speer herrschen Gesetz und die Macht der Verträge. In dieser Ordnung gibt es lediglich einen Schwachpunkt. In einem Anfall von Größenwahn beauftragt Wotan die Riesen Fasold und Fafner, die Burg Walhall zu errichten. Es ist Wotans Lebenstraum und Großtat. Als Lohn verspricht er den Riesen die Göttin Freia – wohl wissend, dass er sie nicht entbehren kann, da sie als einzige die Pflege der goldenen Äpfel, die das Überleben der Götter sichern, beherrscht. Er schickt Loge in die Welt, um einen Ersatz für Freia zu finden. Loge ist als Gott der Lüge und des Feuers eigentlich kein vollwertiges Mitglied von Wotans Wälsungen-Geschlecht. Er wurde von diesem gegen den Willen der anderen Götter aufgenommen und steht unter dem persönlichen Schutz Wotans. Loge durchsucht erfolglos die gesamte Welt nach einem gleichwertigen Ersatz für Freia. Seine letzte Station sind die Tiefen des Rheins. Hier entwickelt er einen Plan, dessen Ziel weit mehr ist, als Wotan sich je vorzustellen vermochte… Loge plant den Umsturz, die Vernichtung des Systems Walhall, den Weltbrand – die Götterdämmerung.
REGIE: Honke Rambow
MIT: Alexander Ritter
DAUER: ca. 50 Minuten
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